Patientendialog rund um die Geburt
Die Geburtshilfe am EASK steht in Hamburg für eine interventionsarme, personalisierte, traumasensible, psychosomatische familien- und babyfreundliche Geburtshilfe, was ihr den 2. Platz des Award Patientendialog 2021 für die Häuser der Grund- und Regelversorgung einbrachte.
Die Geburtszahlen konnten gegen der Trend auch ohne Kinderklinik in den letzten Jahren fast verdoppelt werden (aktuell ca. 1450 Geb.) Das EASK ist das älteste babyfreundliche Krankenhaus in Deutschland.
Der Chefarzt der Klinik ist nicht nur begeisterter Geburtshelfer, sondern auch Psychotherapeut, Buchautor und Präsident der DGPFG ( Deutsche Gesellschaft für psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe).
Die Geburtshilfe ist „hebammengeleitet“. Nach dem Informationsabend (in Coronazeiten digital) melden sie die Paare zur Geburtsanmeldung bei den Hebammen an. Für diese Sprechstunde wurde eine ganze Stelle eingerichtet. Kernstück der Anmeldung ist eine umfassende biopsychosoziale Anamnese. Je nach Risiken erfolgt eine Anbindung an eine ärztliche Risikosprechstunde. Psychosoziale Auffälligkeiten führen zu einer Anmeldung in der Sprechstunde des Chefarztes.
In vielen Fällen wird dann eine schlecht erlebte, gar traumatisierende Geburt aufgearbeitet und damit individuell ein Geburtsplan für die anstehende Geburt am EASK erarbeitet. Dadurch gelingt es schon im Vorfeld Ängste abzubauen, die richtige Erwartungshaltung zu generieren und Erkenntnisse zu gewinnen, welche die Begleitung der Geburt erleichtern.
Beispielhaft seien hier z.B. die Frauen erwähnt, welche von Gewalterfahrungen berichten. Hier werden Strategien entwickelt um möglichst eine Retraumatisierung zu vermeiden.
Diese allein schon preisbegründende Strategie mündet vor Entlassung in dem mündlich und schriftlich beworbenen Angebot einer intensiven Nachbesprechung der Geburt mit dem Chefarzt.
Nach Auswertung von inzwischen 700 Datensätzen hat sich dieses bundesweite Novum im Patientendialog mit Paaren nach der Geburt nicht nur als eine wertvolles Qualitätsinstrument in Bezug auf personelle oder strukturelle Fehlleistungen und Schwächen erwiesen.
Es erlaubt zudem Geburtserleben zu korrigieren, Fakten zu klären, Missverständnisse auszuräumen, Geburten zu verstehen, Traumatisierung, Depression und Ängste zu erkennen und therapeutisch anzugehen, die Familienplanung zu fokussieren und wieder vorstellbar zu machen und am Ende eine „Ablage“ der Geburt zu ermöglichen, mit der man Frieden geschlossen hat.
So Enttäuschungen mit der Betreuung und den Abläufen geäußert werden, erfolgen im Nachgang auf Basis der kliniketablierten Sicherheits –und Fehlerkultur Nachgespräche mit Einzelpersonen oder dem Team. Das Prinzip der „Entschuldigung“ bei Fehlbehandlungen vermittelt dabei Respekt und erleichtert die Annahme und Verarbeitung.
Eine schlecht erlebte im schlimmsten Fall durch innere oder äußere Faktoren traumatisierende Geburt triggert nicht nur Bindungsstörungen mit all den schwerwiegenden psychischen Folgen für das Kind sondern auch Stillprobleme, Depressionen, Paarkonflikte
und eine unerfüllte Familienplanung.